«Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen»1 Petr 2,5
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Was tun Sie gegen Pilze im Rasen?
Wie vielen Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzern stellte sich diese Frage während des feuchten Herbstes auch uns. Im Internet fanden sich zahlreiche Tipps. Natürlich nicht nur brauchbare! Aber auch die, welche uns einigermassen sinnvoll erschienen, wie «grossflächiges Ausstechen, vorsichtiges Abschneiden» halfen nichts. Auf Anraten unseres Liegenschaftsverwalters lassen wir sie nun also einfach erst mal wachsen und schauen, wie sich das weiss-braune Spektakel vor dem Küchenfenster weiterentwickelt. Auf eine gewisse Art ist ein Pilz ein spannendes Lebewesen, denn das, was wir vom Pilz sehen, ist eigentlich gar nicht der Pilz, sondern nur der Fruchtkörper. Der weitaus grössere und wichtigere Teil des Pilzes liegt unterirdisch, unsichtbar im Boden: das Myzel-Netzwerk. (Deshalb haben all unsere gut gemeinten Aktionen am Schluss eben auch nicht zum Erfolg geführt.)
Das Wesentliche ist unsichtbar – da kommt mir sofort der bekannte Satz aus Antoine de Saint-Exupérys «Der kleine Prinz» in den Sinn. Darin erklärt der Fuchs, nachdem er eine Freundschaft mit dem kleinen Prinzen aufgebaut hat, dass nur das Herz sehen kann, was wirklich wichtig ist, weil das Auge das Wesentliche nicht erkennen kann. Im Buch bezieht sich diese Weisheit auf eine Rose, die sich für den kleinen Prinzen von allen anderen unterscheidet, weil er sie gepflegt und mit ihr Zeit verbracht hat. Jetzt ist er auf einem anderen Planeten, wo es auch Rosen gibt – schöne Rosen –, aber keine ist wie seine.
Die Zeit, die wir mit anderen Menschen verbringen; die Kraft, die wir in eine Freundschaft investieren; die Gespräche, in die wir uns vertiefen; all das macht Menschen für uns kostbar und es ist – wie das Myzel des Pilzes – nach aussen nicht sichtbar. Die Zeit, die wir uns für das Gebet nehmen; die Kraft, die wir investieren, um Nächstenliebe zu üben; die biblischen oder spirituellen Texte, in die wir uns vertiefen; all das macht unseren Glauben für uns kostbar und es ist – wie das Myzel des Pilzes – nach aussen nicht sichtbar. Was andere sehen, ist oft nur der mal mehr, mal weniger schöne Fruchtkörper: Den Champignon oder Fliegenpilz, eine besonders hübsche oder besonders nervige Person, meine Fürsorge oder meine Scheinheiligkeit. Am Ende kommt es aber auf das an, was in der Tiefe liegt.
Seien wir also wie die Pilze und investieren ins «Unterirdische», damit all das Wesentliche und Kostbare trotz aller negativen Bemühungen nicht ausgerupft werden kann.
Anna Michel